Der letzte Post bei Instagram liegt nun knapp ein Jahr zurück. Oft habe ich überlegt, ob ich nicht langsam mal wieder was schreiben sollte. And here we are. Sollte. Dieses kleine, fiese Wörtchen. Fox Empowerment war und ist ein Herzensprojekt. Bestenfalls gibt es in dem Zusammenhang kein “Sollen”, nur ein “Wollen”.
Häufig ist es so, dass der Mensch, trotz Bewusstsein über die eigenen toxischen Handlungsmuster, erneut in sie hinein tappt, auch wenn sie nicht immer förderlich sind. Das passiert uns allen, unabhängig davon, ob wir Coaches sind, Coachees oder Menschen, die mit der gesamten Thematik doch gar nichts am Hut haben.
Ich bin in einem Umfeld groß geworden, in dem Leistung immer positiv bewertet wurde. Nein, ich wurde nicht für gute Noten bezahlt, aber es gab diese gewisse Form der Wertschätzung. Dies zog sich durch meine Kindheit, Jugend und auch im Erwachsenenalter ertappe ich mich noch heute dabei, wie ich meine Eltern stolz von erbrachter Leistung berichte. An dieser Stelle erkennen diejenigen unter euch vielleicht, die sich bereits mit Glaubenssätzen auseinander gesetzt haben, dass ich Zuneigung und Selbstwert mit Leistung verbinde - "Ich bin nur etwas wert oder erfahre Zuneigung, wenn ich gute Leistungen erbringe.” Das “nur” ist in meinem Falle übertrieben, ich bin nicht im tiefsten Inneren davon überzeugt, jedoch ist es ein Trigger. Neben diesem Trigger gab es noch den Vergleichenden: Ich bin mit zwei hochintelligenten Brüdern groß geworden, die es zusätzlich geschafft haben, sich mit eigenen, mehr als gut funktionierenden Firmen zu verwirklichen. Der Vergleich lag immer nah für mich. Ich muss und will genauso erfolgreich sein wie sie, wenn auch auf meine Weise.
Es folgten einige Jahre übertriebener Mehrarbeit, ein Streben nach Anerkennung, nach Erfolg. Allerdings gepaart mit Unzufriedenheit. Diese Unzufriedenheit mündete darin, dass ich begann, mich noch mehr mit mir auseinanderzusetzen, diesmal gestützt von einem Coach. So langsam folgte die Erkenntnis, dass ich ebenso wertgeschätzt werde, wenn ich nicht über einem gesunden Maß hinaus arbeite, wenn ich mich als wichtiger einstufe, als die Arbeit, wenn ich nicht Sonntags die kommende Woche vorbereite, wenn ich nicht 60-80h arbeite, etc.
Fragen, die dazu führten, meine Handlungsmuster stark zu hinterfragen und Stück für Stück mehr zu mir zu finden. Ich kündigte meinen Job, wechselte das Unternehmen, begann meine eigene Coaching Ausbildung und startete den Versuch der Selbstständigkeit nebenbei. Mh, findet ihr den Fehler?
Ein neues Unternehmen, in dem ich durch Mehrarbeit beweisen wollte, dass sie die richtige Wahl getroffen haben. Aber genauso auch als Beweis für mich. Eine Ausbildung neben meinem Vollzeitjob, die nicht nur zeitlich und geistig fordernd war, sondern auch emotional. Und dann der Gedanke der Selbstständigkeit, dem Aufbau dessen, alles nebenbei?
Ich habe vielleicht die Frage beantwortet, was ich möchte und versuche darin zu integrieren, was ich gut kann. Aber was ist mit der Frage: Wer bin ich, wenn ich nicht arbeite? Ach ja, richtig, das kann ich nicht beantworten, weil ich mich abgelenkt habe mit neuen Aufgaben, neuen Verpflichtungen.
Aus dem, was mir Spaß machte, wurde eine Verpflichtung. Das Streben nach dem Aufbau eines zweiten Standbeins. Dabei war es mir doch überhaupt nicht wichtig erfolgreich zu sein. Ich wollte eigentlich in Ruhe nebenbei etwas aufbauen, etwas, worauf ich später aufbauen kann, meine Coaching Skills erweitern und mich austauschen. Doch durch Nachfragen aus dem Freundeskreis und wachsenden Followerzahlen baute ich mir selbst mehr und mehr Druck auf. Aus einem Wollen wurde ein Müssen und Sollen.
Die Erkenntnis führte dazu, dass ich gänzlich alles habe einschlafen lassen. Ich habe mich um Fox Empowerment gar nicht mehr bemüht. Ich habe nur noch im Angestelltenverhältnis gecoacht und mich versucht darin zu verwirklichen. Nach nun gut einem Jahr ist die Lust zurück. Das Interesse wieder mit euch Themen zu teilen. Über Coaching einen Austausch zu finden, weitere Potenziale zu entfalten und vieles mehr.
Weil ich überzeugt davon bin, dass es viele Menschen gibt, die einmal etwas gefunden haben, was ihnen Freude bereitet hat und sie es dann nicht mehr nachgegangen sind. Ich bin überzeugt davon, dass eine Pause kein Aus bedeutet. Dass manchmal Zeit Wunden heilt und wir langsam wieder zu dem zurückkehren, was wir sind und was uns Freude bereitet.
Lasst uns offener darüber kommunizieren, was uns davon abhält, bei uns zu sein. Manchmal ist die Antwort so nah. Manchmal hilft einfach Zeit und Abstand. Und manchmal kann es hilfreich sein, sich helfen zu lassen, weil wir selbst nicht dahinter kommen, weil uns auch hier wieder Handlungs- und Denkmuster davon abhalten.